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Fusionen und Restrukturierungen der elsässischen Brauereien zwischen 1959 und 2010

Fusionen und Restrukturierungen der elsässischen Brauereien zwischen 1959 und 2010 Vergrößern

Eigenschaften

Autor und Institut Nicolas Stoskopf, UHA (CRESAT)
Historische Zeiträume Neuzeit
Themen Handwerk und Industrie
CartographeJean-Philippe Droux, ARCHMIEDE, CNRS
SkalaAlsace
Entstehungsdatum2010
Datum der letzten Änderung2010
QuelleCarte originale
Diese Karte zitierenNicolas Stoskopf, « Fusionen und Restrukturierungen der elsässischen Brauereien zwischen 1959 und 2010 », in Atlas historique d'Alsace, www.atlas.historique.alsace.uha.fr, Université de Haute Alsace, 2010

Erläuterungen zur Karte

Fusionen und Restrukturierungen der elsässischen Brauereien zwischen 1959 und 2010

Mit der Einführung der in Deutschland weit verbreiteten Niedergärung beginnt im Second Empire die Zusammenlegung der ersten elsässischen Bierbrauereien. Die neue Technik machte die industrielle Herstellung von Bier möglich und führte zu fundamentalen Veränderungen im gesamten Wirtschaftszweig. Bier wurde bis zu diesem Zeitpunkt im Elsass ausschließlich in kleinen Unternehmen gebraut, die typischerweise Familienunternehmen waren und auf eine bis zu drei Jahrhunderte alte Tradition zurückblicken konnten. Gab es 1872 noch 270 solche Brauereien, waren es 1903 noch 45 und im Jahr 1930 noch 23. Nach 1930 stagniert die Zahl der Brauereien fast dreißig Jahre lang. Als Ausnahme ist diejenige in Mulhouse anzuführen, die 1940 geschlossen wurde. Zwischen 1959 und 2010 sehen sich über drei Viertel der verbliebenen Brauereien gezwungen, ihre Produktion einzustellen. 2010 zählte man im Elsass noch vier Brauereien, wovon drei von multinationalen Konzernen betrieben wurden (Heineken, Carlsberg und Karlsbräu). Die typische Bierbrauerei, wie sie noch zwei bis drei Jahrhunderte früher an sehr vielen Standorten im Elsass zu finden war, war fast ganz verschwunden. Zwei Ausnahmen sind hier zu nennen: Die Familie Haag sowie die Brasserie Meteor in Hochfelden.

Paradoxerweise kann trotz dieses Brauereisterbens im Elsass von einer bedeutenden Erhöhung der Bierproduktion berichtet werden. Während sich die Zahl der Brauereien im Elsass drastisch reduzierte, ist der Anteil des im Elsass produzierten Biers an der nationalen Produktion seit den 1960er Jahren stark gestiegen. Wurden im Jahr 1960 noch 20% des französischen Biers im Elsass gebraut, waren es zu Beginn des 21.Jh. 60%.

Auf der Karte sind diese letzten Etappen der Konzentration der Bierbrauereien gut zu erkennen: 

1) In den dreißig Jahren kontinuierlichen wirtschaftlichen Aufschwungs nach dem Zweiten Weltkrieg („Trente Glorieusese“) veränderte sich die Brauereilandschaft in den ländlichen Gebieten stark. Einige kleine Unternehmen stellten ihre Produktion nach der Übernahme durch größere Unternehmen ein (so etwa Arbre vert, Ange, Lorenzen), andere kleine Brauereien beschlossen selbst, das Geschäft aufzugeben (Couronne, Rinckenberger).

2) Auf der Karte ist bereits die interne Restrukturierung in den Brauerei-Gesellschaften abzulesen, die ihren Höhepunkt in den 1970er-Jahren erreichte. Die Brauereigesellschaft Fischer stellte 1959 die zu ihr gehörende Brauereien Gruber ein, im Jahr 1960 dann die Brauerei Saint-Louis. Die Société Européenne de brasserie (SEB) in Champigneulles (Meurthe-et-Moselle) schloss im Jahr 1968 die Brauerei Lutterbach und im Jahr 1970 die Brauerei Freysz. Heineken wiederum restrukturierte die im Jahr 1972 übernommene Alsacienne de brasserie (Albra), indem die Brauereien Perle und Haag in Ingwiller sowie die Brauerei Colmar in den Jahren 1972 bzw. 1975 geschlossen wurden. Ebenfalls im Jahr 1975 wurde in der Brauerei Römer die Produktion eingestellt, die zur Brauerei-Gesellschaft Union de brasserie gehörte.

Nach dieser Restrukturierungs-Welle produzieren nur noch zehn Brauereien im Elsass, wovon keine einzige mehr im Departement Haut-Rhin/ Oberelsass.

3) Nach einer Phase ohne Restrukturierungen und Fusionen verändert sich die Brauereilandschaft wieder ab den 1980er Jahren. Diese zweite Phase der Restrukturierungen ging insbesondere von den beiden multinationalen Konzernen Boussois-Souchon-Neuvesel (BSN, später Danone) und Heineken aus. BSN schloss im Jahr 1984 die Brauerei Prieur und verkaufte die 1970 übernommene Brauerei Kronenburg im Jahr 2000 an Scottish&Newcastel. Im Zuge dessen wurde der Standort Cronenbourg (K1) geschlossen und die Produktion ganz in die Fabrik in Obernai (K2) verlagert. 

Im Jahr 1996 kaufte Heineken die Brauerei-Gesellschaft Fischer auf und schloss 2001 die beiden Produktionsstandorte von Fischer in Schiltigheim und Adelshoffen. 2009 wurde die Produktion der Brauerei Fischer ganz eingestellt.

Die Brauerei Schutzenberger in Schiltigheim, welche bis dahin unabhängig geblieben war, musste 2006 ihre Produktion einstellen. Nach dem Verschwinden von Schutzenberger gab es im Elsass noch zwei Brauereien, die weder zu Heineken noch zu Kronenburg (ab dem Jahr 2008 Carlsberg) gehörten. Zum einen war dies die Brasserie de la Licorne in Saverne/Zabern und die Brauerei Meteor in Hochfelden. Erstere gehörte seit 1992 zum saarländischen Unternehmen Karlsbräu. Das Familienunternehmen Meteor in Hochfelden hingegen ist die einzige Brauerei im Elsass, welche bis heute ihre Unabhängigkeit wahren konnte. Das Familienunternehmen behauptet sich bis heute unter schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen.

Bibliografie: 

  • COLIN (Jean-Claude) et POTEL-JEHL (Jean-Dany), La Bière en Alsace, Strasbourg, Coprur, 1989
  • HAU (Michel) et  STOSKOPF (Nicolas), Les Dynasties alsaciennes, Paris, Perrin, 2005
  • STOSKOPF (Nicolas), « Brasseurs alsaciens », in DAUMAS (Jean-Claude) (dir.), Dictionnaire historique des patrons français, Paris, Flammarion, 2010, p. 126-129.

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