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Die deutsche Bevölkerung im Elsass: 1895, 1905, 1910

Die deutsche Bevölkerung im Elsass: 1895, 1905, 1910 Vergrößern

Eigenschaften

Autor und Institut Karine Chenel-Dietrich
Historische Zeiträume Neuzeit
Themen Besiedlung - Demographie und Gesellschaft
CartographeJean-Philippe Droux, ARCHMIEDE, CNRS
SkalaAlsace
Entstehungsdatum2007
Datum der letzten Änderung2008
QuelleCarte originale
Diese Karte zitierenKarine Chenel-Dietrich, « Die deutsche Bevölkerung im Elsass: 1895, 1905, 1910 », in Atlas historique d'Alsace, www.atlas.historique.alsace.uha.fr, Université de Haute Alsace, 2008

Erläuterungen zur Karte

Die deutsche Bevölkerung im Elsass: 1895, 1905, 1910

Um die deutsche Präsenz im elsass-lothringischen Reichsland kartographieren zu können, muss man einen Zeitpunkt wählen, an dem sich die Einwanderung weitgehend stabilisiert hatte. Somit wurde für diese Untersuchung das Jahr 1895 als Ausgangspunkt gewählt. Die Angliederung der beiden Departements an das neue deutsche Reich hatte komplexe Migrationsbewegungen zur Folge. Zunächst wanderten diejenigen elsässischen Einwohner aus, die sich 1872 für eine französische Staatsbürgerschaft entschieden hatten (dies betraf etwa ein Fünftel der Elsässer). Darauf folgend kehrten manche von ihnen zurück beziehungsweise siedelten sich viele Deutsche neu an. Statistiken über diese Migrationswellen wurden in den Statistischen Handbüchern von 1898 gesammelt und sind in den Archiven des Departements Bas-Rhin einsehbar. Diese Statistiken unterscheiden zwischen Elsässern, Deutschen und Ausländern und machen es somit möglich, verschiedenste demographische Phänomene zu untersuchen. So sinkt die Zahl der Elsässer in den ersten zwanzig Jahren der Annexion zunächst sowohl absolut als auch relativ, danach ist deren Rückgang nur noch relativ. Daneben lässt sich eine massive deutsche Einwanderungs­welle verzeichnen, vorwiegend von Beamten und Militärs, die ihrerseits die gesamte Periode zwischen 1871 und 1918 anhält.

Die Karte von 1895 erlaubt es, die territorialen Dimensionen dieser wichtigen Immigration von Deutschen aus dem Altreich zu visualisieren.

Besonders massiv sind die deutschen Einwanderer in den beiden Verwaltungszentren präsent, also in Straßburg und in geringerem Maße auch in Colmar, Hauptort des Bezirks Oberelsass. Mülhausen war zwar eine große Industriestadt, jedoch nur eine simple Unterpräfektur des Kreises, weshalb es in der Rangfolge der Anziehungspole für deutsche Einwanderer nur Platz drei einnimmt. Dabei ist zu bemerken, dass die Daten für die beiden Städte des Departement Haut-Rhin nicht zwischen Stadt und Kreis unterscheiden.

Die Deutschen siedelten sich besonders zahlreich im Norden des Reichslandes an und verfestigten dadurch eine historische Präsenz, denn schon immer erfolgte die Siedlung in diesem Gebiet unabhängig von der nationalen Zugehörigkeit. Durch einen Vergleich mit der Karte über die ausländischen Ansiedlungen (durch Nicht-Elsässer und Nicht-Deutsche) von 1895, wird besonders deutlich, dass sich die Deutschen vor allem in den drei administrativen Zentren konzentrierten. Die anderen Einwanderer hingegen verteilten sich gleichmäßiger auf die industriellen Kantone der vogesischen Täler Thann, Gebweiler/Guebwiller und Molsheim. Die deutschen Einwanderer waren also vorwiegend Beamte und Militärs.

Die Karte von 1905 zeigt kaum Veränderungen verglichen mit der von 1895, lediglich die absoluten Zahlen steigen an und es zeigt sich der Beginn einer Verschiebung hin zum Kanton Molsheim.

Im Jahr 1910 verändert sich im Unterelsass die Verteilung der deutschen Bevölkerung grundlegend. So nimmt ihr Anteil im Kanton Molsheim deutlich zu. Eine ähnliche Entwicklung lässt sich auch im südlichen Kanton Schlettstadt/Sélestat festhalten. Besonders aussagekräftig ist es hierbei, die beiden Departements miteinander zu vergleichen. Gegen Ende der Reichsland-Periode nimmt das Oberelsass nur solche deutschen Einwanderer auf, die tatsächlich notwendig sind um den Bezirk zu verwalten, also Militärs und Verwaltungsangehörige. Daher konzentriert sich die deutsche Bevölkerung dort auf die beiden wichtigsten Städte. Im Gegensatz dazu verlassen die Deutschen im Norden ihre straßburger Bastionen und verteilen sich immer mehr auf die kleinen Städte und Dörfer. Dies ist ein Anzeichen dafür, dass dort eine berufliche Diversifikation einsetzte und außerdem eine größere Durchmischung zwischen Deutschen und Elsässern stattfand.


Übersetzung: Stefanie Feierabend

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