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Der Gau Baden-Elsass (1940-1945)

Der Gau Baden-Elsass (1940-1945) Vergrößern

Eigenschaften

Autor und Institut Marie-Claire Vitoux, UHA (CRESAT)
Historische Zeiträume Neuzeit
Themen Machtträger - Territorien
CartographeC. Wisniewski, J. P. Droux, AHA
SkalaOberrhein/Fossé rhénan
Entstehungsdatum2012
Datum der letzten Änderung2012
QuelleCarte originale
Diese Karte zitierenMarie-Claire Vitoux, « Der Gau Baden-Elsass (1940-1945) », in Atlas historique d'Alsace, www.atlas.historique.alsace.uha.fr, Université de Haute Alsace, 2012

Erläuterungen zur Karte

Der Gau Baden-Elsass (1940-1945)

Die kartografische Repräsentation des Elsass zur Zeit der Nationalsozialisten ist überaus befremdlich. Der Rhein ist im Zentrum der Karte abgebildet, das Land Baden erscheint im selben administrativen Bezirk wie das Elsass aber die Moselle fehlt auf der Abbildung. Die vorliegende Karte ist ein Paradebeispiel dafür, dass die Aufteilung eines Gebietes in administrative Einheiten auch immer ein Abbild einer bestimmten politischen Idee oder Ideologie ist. In dem hier vorliegenden Fall wird der „Gau Oberrhein“ abgebildet, den die Nationalsozialisten im Jahr 1940 geschaffen haben. Bereits der Name der Verwaltungseinheit, „Gau Oberrhein“, verweist auf die nationalsozialistische Ideologie. An der Wiedereinführung eines Begriffs aus dem Mittelalter wird der hohe Stellenwert des beinahe tausendjährigen Heiligen Römischen Reichs (962-1807) für die Nationalsozialisten deutlich. An dieser neuen territorialen Aufteilung des Gebietes zeigt sich, dass die Nationalsozialisten in keiner Weise als Nachfolger von Wilhelm I. und von Bismarck zu bezeichnen sind. Der „Gau Oberrhein“ hat nichts zu tun mit dem „Reichsland“, welches durch den Frieden von Frankfurt am 10.Mai 1871 geschaffen worden war. Deutlich wird dies auch in einer Aussage des Gauleiters Wagner. Er sei auf Geheiss des Führers ins Elsass gekommen damit sich die Fehler, die nach 1870 begangen worden seien, vermieden werden. Das Reichsland solle seinen Sonderstatus verlieren und allen anderen Regionen Deutschlands gleichgestellt werden damit ein Projekt des einheitlichen nationalsozialistischen Staates verwirklicht werden könne.

Nach der Besetzung Frankreichs im Juni 1940 beschlossen die Nationalsozialisten, das zwischen 1871 und 1918 zum Reichsland gehörende Departement Moselle vom Elsass abzutrennen. Beide Teile des früheren Reichslandes wurden zum CdZ-Gebiet und jeweils von einem hohen Beamten des Naziregimes, einem sogenannten Chef der Zivilverwaltung (CdZ) geführt. Um die komplette Einbindung der CdZ-Gebiete zu gewährleisten, wurden diese an bereits bestehende Gaus angegliedert. Das CdZ-Gebiet Lothringen, welches aus dem annektierten Departement Moselle hervorging, wurde Josef Bürckel unterstellt, der seinerseits Reichskommissar und Gauleiter des Gaus Saarpfalz war. Das CdZ-Gebiet Elsass wurde Robert Wagner unterstellt, der seinerseits Reichsstatthalter und Gauleiter des Gaus Baden war. Am 18. Oktober 1940 wurden zwei neue Gaue geschaffen: der Gau Westmark und der Gau Baden-Elsass (oder auch Reichsgau Oberrhein).

Aus Sicht der Nationalsozialisten war das Elsass deutsches Gebiet und die Elsässer waren „Volksdeutsche“. Die Einbindung des Elsass im Land Baden ermöglichte die Umdeutung der Position des Rheins durch die Nationalsozialisten. Der Fluss ist war keine Grenze mehr sondern vielmehr ein Gebiet in der Mitte der territorialen Einheit, die verbinden sollte. Auf diese Weise wurde der Wunsch des Poeten Nikolaus Becker war, der im Kontext einer europäischen Krise im September 1840 ein "Rhein-Lied“ verfasst hatte: „Sie sollen ihn nicht haben, den freien deutschen Rhein, ob sie wie gierige Raben sich heiser danach schreien(...)“ Durch die Nationalsozialisten wurde der Wunsch nach einem Rhein der verbindet hinfällig. Ein Wunsch, den bereits Lamartine in seiner Marseillaise de la Paix geäussert hatte (frei übersetzt): „Fließe frei und prachtvoll zwischen den weiten Ufern/ Rhein, du Nil des Abendlandes, du Trinkschale der Nationen / Bringe uns von den Menschen, die an deinen Ufern sitzen und von deinem Wasser trinken / den Ehrgeiz und die Herausforderungen“.

Bibliografie:

  • JÄCKEL (Eberhard), Frankreich in Hitlers Europa – Die deutsche Frankreichpolitik im Zweiten Weltkrieg, Deutsche Verlag-Anstalg GmbH, Stuttgart, 1966. Traduction en français : La France dans l'Europe de Hitler, Fayard, 1968. 
  • RIEDWEG (Eugène), L'Alsace et les Alsaciens de 1939 à 1945, thèse de doctorat, Strasbourg, 1984, dactylographiée.

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