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Les confréries alsaciennes du Moyen Age au XXe siècle

Eigenschaften

Autor und Institut Odile Kammerer, CRESAT
Historische Zeiträume Hoch- und Spätmittelalter - Frühe Neuzeit - Neuzeit
Themen Religion - Handwerk und Industrie
CartographeJean-Philippe Droux, ARCHMIEDE, CNRS
SkalaAlsace
Entstehungsdatum2011
Datum der letzten Änderung2011
QuelleLouis Schlaefli
Diese Karte zitierenOdile Kammerer, « Les confréries alsaciennes du Moyen Age au XXe siècle », in Atlas historique d'Alsace, www.atlas.historique.alsace.uha.fr, Université de Haute Alsace, 2011

Erläuterungen zur Karte

Die Elsässer Bruderschaften vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert

Das soziale und religiöse Gefüge wurde seit dem Mittelalter von einer Vielzahl von Bruderschaften durchzogen, d. h. freiwilligen Gemeinschaften von Laien oder Klerikern, die von dem Wunsch beseelt waren, ihren Glauben intensiver zu leben und sich gegenseitig behilflich zu sein. Die Geschichte dieser Bruderschaften erweist sich als unabdingbar, um die Dynamik und die Eigenheiten der städtischen und ländlichen Gesellschaften auf der Ebene der Kirchgemeinden (der häufigste Rahmen) zu erfassen. Kein Historiker des Elsass, auch nicht Médard Barth, hat bislang den Versuch unternommen, mit einer Überblicksdarstellung und in größtmöglicher Vollständigkeit die Rolle der Elsässer Bruderschaften in der städtischen oder ländlichen Gesellschaft zu beschreiben.

Erleichtert wird diese Aufgabe nunmehr jedoch durch die hervorragende Archivarbeit von Louis Schlaefli, dem Bibliothekar des Grand Séminaire in Straßburg, sowie ihrer (teilweisen) kartographischen Übertragung durch das Team des „Atlas historique de l’Alsace“. L. Schlaefli hat einen Korpus von 4.526 Elsässer Bruderschaften auf dem Gebiet der aktuellen Diözese Straßburg zusammengetragen. Die Einträge dieses maschinenschriftlichen Manuskripts von 605 Seiten sind nach Kommunen geordnet (aktuell bestehend oder verschwunden, Lieux-dits). Für jede Kommune erhoben wurden der Name der Bruderschaft(en), das Datum der Ersterwähnung (jedoch nicht unbedingt der Gründung, da manche ohne Datum sind), die Quellen (Enquete des Jahres XII, die Statistik von 1883, die Sachberichte der Kirchenvisitationen, verstreute Erwähnungen in verschiedenen mittelalterlichen Dokumenten, die L. Schlaefli häufig durch Bernhard Metz mitgeteilt wurden) sowie die Literatur (mehrere Hundert Titel). Kollationiert [FB1] wurden so die Handwerker-Bruderschaften und die Bruderschaften, die sich der Pflege von Frömmigkeit und sozial karitativer Tätigkeit widmeten. Unter die [FB2] letzteren zählten Konfraternitäten zwischen Klöstern, Kapiteln und Kollegialstiftern – Gebetsgemeinschaften, die seit der karolingischen Epoche nachgewiesen sind, Bruderschaften von Landstiftern und Stiftskapiteln mit Laien, die an den spirituellen Diensten teil hatten, Priesterbruderschaften, die die Nachfolge der Stiftsbruderschaften antraten, Gemeindebruderschaften, die besonders zahlreich waren und von denen die Rede sein wird, schließlich die Dritten Orden der Franziskaner und Dominikaner. Die große Zahl der Bruderschaften (Schlettstadt/Sélestat 53, Oberehnheim/Obernai 19, Straßburg 259 …) und damit das Ausmaß des gesamten Korpus verhindern zunächst eine vollständige Auswertung. Louis Schlaefli, Benoît Jordan und Odile Kammerer haben deshalb eine Auswahl getroffen.

Ausgehend von einer Typologie der Gemeindebruderschaften, die jeweils besonders kennzeichnend waren für eine bestimmte Epoche, ist es möglich gewesen, erste Variablen festzulegen, mit denen ein Excel-Datenblatt erstellt und die Karten angefertigt werden konnten. Chronologische und thematische Parameter bestimmen so die Komposition eines Dossiers von 11 Karten, die mit einer gemeinsamen Erläuterung versehen sind. Karte 1 bietet über alle Perioden hinweg einen Überblick über sämtliche Bruderschaften. Karte 2 zeigt die Bruderschaften vom Mittelalter bis zum 16. Jahrhundert, Karte 3 karitative Bruderschaften, die im 14. und 15. Jahrhundert gegründet und „Rait“, „Raitbruderschaften“ oder „Spende“ genannt wurden. Die Handwerker-Bruderschaften sind Gegenstand von Karte 4. Diese Gemeinschaften kümmerten sich um die verschiedenen Anliegen des Handwerks und/oder um das Seelenheil der Mitbrüder (vgl. dazu auch die Karte und die Erläuterung  zu den regionalen Handwerker-Bruder­schaf­ten im „Atlas historique de l’Alsace“). Karte 5 betrifft die im 17. Jahrhundert gegründeten Bruderschaften. Unter allen Bruderschaften, die unter dem Schutz eines besonderen Heiligen standen, ist die Bruderschaft St. Sebastian ausgewählt worden, dem Patron der Armbrust- und Büchsenschützen, die ihre Hochzeit im 17. Jahrhundert hatte (Karte 6). Karte 7 gibt die Bruderschaften des 18. Jahrhunderts wieder, Karte 8 die des 19. Jahrhunderts und Karte 10 die Bruderschaften des 20. Jahrhunderts. Die Karten 9 und 11 verdeutlichen die Streuung und die Dichte der zahlreichen Bruderschaften, die im 19. und 20. Jahrhundert zum Zweck der sozialen Fürsorge gegründet wurden. Ausgewählt wurden die Bruderschaften der „Christlichen Mütter“, der „Desmoiselles[FB3] “, der „Kinder der unbefleckten Jungfrau Maria“, der „Heiligen Familie“, der „Marienkongregation für Jugendliche“, die „Männer-“ und „Frauenbruderschaften“, die „Mariensodalitäten für Männer“ und die „Erzbruderschaft zur Tilgung der Gotteslästerungen und Entheiligungen des Sonntags[FB4] “. Die Karten veranschaulichen eine Streuung im gesamten Elsässer Raum, die sich mit einer einfachen Liste der Orte, an denen die Bruderschaften ansässig waren, kaum hätte erfassen lassen. Diese Verteilung kann nur die Neugier des Forschers wecken.

Zahlreiche Bruderschaften, die von Louis Schlaefli erfasst wurden, sind bislang noch auf keiner Karte verzeichnet[FB5] : die Marienfrömmigkeit in allen ihren Formen („Rosenkranzbruderschaft“, „Fraternität Notre Dame“, usw.), aber z. B. auch die Bruderschaften „zum Troste der armen Seelen“, der „Agonie Christi“ oder „vom guten Tod“ („Bruderschaft von der Todesangst Christi“). Die „Sakramentsbruderschaft“, die „Suppliken[FB6] “ und die Dritten Orden, der „Orden der Damen vom Strick“ oder die „schwarzen Ledergürtel“ (Augustiner), die Bruderschaften der „erquickenden Kommunion[FB7] “ oder „zum Heiligen Kreuz“, die „Missionare zum Kostbaren Blut“ oder die „Herz-Jesu-Ehrenwache“ sind nur einige Facetten einer überbordenden Vielfalt der Bruderschaften, die ihre größte Ausdehnung im Mittelalter sowie im 19. und 20. Jahrhundert erreichte. Gleichzeitig kann angenommen werden, dass selbst im 18. Jahrhundert Bruderschaften entstanden sind. Die Darstellung dieser Landschaft bruderschaftlichen Lebens auf einer Karte ermöglicht es der Forschung, bestimmte städtische und ländliche Kennzeichen – im Weinbaugebiet, in der Ebene, im Gebirge – zu erfassen und zu analysieren sowie ihre Dynamik im Zeitlauf zu verfolgen.

Quelle:

  • Archivstudien von Louis Schlaefli in der Form eines maschinenschriftlichen Manuskripts (605 Seiten).

Literaturüberblick:

  • BARTH (Médard), Handbuch der elsässischen Kirchen im Mittelalter, Archives de l’Église d’Alsace, 1960-1963.
  • CHÂTELLIER (Louis), Tradition chrétienne et renouveau catholique dans le cadre de l’ancien diocèse de Strasbourg (1650-1770), Paris, 1981.
  • RAPP (Francis), Réformes et Réformation à Strasbourg: Église et société dans le diocèse de Strasbourg (1450-1525), Paris, 1974.
  • zahlreiche Monographien.

Übersetzung: Falk Bretschneider

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