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Einwanderer aus Deutschland in Straßburg zur Zeit des Reichslands (1871 - 1918)

Eigenschaften

Autor und Institut François Uberfill
Historische Zeiträume Neuzeit
Themen Besiedlung - Demographie und Gesellschaft
CartographeJean-Philippe Droux, ARCHMIEDE, CNRS
SkalaAlsace
Entstehungsdatum2009
Datum der letzten Änderung2011
QuelleCarte originale
Diese Karte zitierenFrançois Uberfill, « Einwanderer aus Deutschland in Straßburg zur Zeit des Reichslands (1871 - 1918) », in Atlas historique d'Alsace, www.atlas.historique.alsace.uha.fr, Université de Haute Alsace, 2011

Erläuterungen zur Karte

Einwanderer aus Deutschland in Straßburg zur Zeit des Reichslands (1871 - 1918)

Die acht Karten bilden die Immigration aus Deutschland zur Zeit des Reichslands in der Stadt Straßburg ab. Nicht nur die Heimatgebiete der Einwanderer sondern auch die Zugehörigkeit zu bestimmten Berufsgruppen werden aufgeführt. Auf der Grundlage der Karten lässt sich der Einfluss der Einwanderung aus Deutschland unmittelbar nach 1870 auf die Straßburger Gesellschaft nachzeichnen. Interessant sind insbesondere die Heiratspraktiken. Mischehen werden hier als Indikatoren für die Offenheit der Straßburger Gesellschaft angesehen. Offenheit gegenüber einer Einwanderung, die eigentlich nicht erwünscht war.

Als Datengrundlage der Karten dienten Daten aus Volkszählungen, die ab 1871 alle fünf Jahre durchgeführt wurden sowie das Eheregister der Stadt Straßburg zwischen September 1870 und Juli 1914. Letzteres legte offen, dass alleine in den 43 Jahren  fast 10'000 altdeutsch-elsässische Ehen geschlossen wurden.

Auf Karte 1 sind die Herkunftsgebiete der deutschen Einwanderer abgebildet. Es wird deutlich, dass die Mehrheit aus Preußen stammte. Vor dem Hintergrund, dass mehr als die Hälfte der Gesamtbevölkerung des Deutschen Kaiserreichs zu Preußen gehörte, erstaunt dies nicht. Die Einwanderer kamen aber nicht nur aus Preußen, sondern auch aus den Nachbargebieten: aus dem Rheinland (3'900'000), dem Königreich Württemberg (1'880'000), dem Großherzogtum Baden (1'400'000), aus Hessen (800'000) sowie aus der Pfalz/Königreich Bayern (600'000)

Karte 2 macht deutlich, dass die meisten Einwanderer aus Deutschland sogenannte Nah- und keine Fernwanderer sind. 26% der Einwanderer kommen aus dem Rheinland, 6,4% aus dem Königreich Würtemberg, 16,6% aus dem Großherzogtum Baden, 1,8% aus Hessen sowie 13,5% aus der Pfalz. Insgesamt stammten 64,3% der Einwanderer aus den Rheingebieten, obwohl diese nur 20% der Gesamtbevölkerung des Deutschen Reiches ausmachten. Noch deutlicher wird die starke Vertretung der Einwanderer aus den Rheingebieten, wenn man nur die Eheschließungen betrachtet: Mehr als zwei Drittel der deutschen Ehepartner (Frauen oder Männer) stammten aus den Rheingebieten. Die Gründe dafür waren politischer und kultureller Natur.

Sowohl Karte Nr. 3 als auch Karte Nr. 4 bilden Daten aus dem Straßburger Eheregister (Altdeutsche Männer mit elsässischen Frauen) ab. Hier werden jedoch nur Berufsgruppen dargestellt, die vorher in vier Kategorien unterteilt worden sind. Die in der Karte angegebenen Werte entsprechen den absoluten Zahlen. Der Stichprobenumfang beträgt 1778.

Auf Karte 3.1 ist das Gebiet zu sehen, aus welchem die deutschen Ehepartner in der Kategorie der Kaufleute/ Händler/ Handwerksmeister stammen. Es wird deutlich, dass sich die Einwanderer in dieser Kategorie gleichmäßig auf die verschiedenen Gebiete des Deutschen Reiches verteilen. Anders stellt sich die Situation für die freien Berufe dar (Karte 3.2). Hier sind die Einwanderer aus den nahen Rheingebieten unter- und die aus Preußen übervertreten. Architekten, Anwälte, Ingenieure und Ärzte, die eine Elsässerin heirateten, stammten hingegen mehrheitlich aus den östlichen Gebieten des Deutschen Reichs.

Vergleicht man die Karte der Arbeiter (4.1) mit denen der Beamten und Angestellten des Deutschen Reichs (Karte 4.2), werden die unterschiedlichen Heiratspraktiken der verschiedenen Berufsgruppen noch deutlicher. Einwanderer aus den östlichen Teilen des Deutschen Reiches, die eine Elsässerin heiraten, sind vornehmlich Angestellte und Beamte. Die eingewanderten Arbeiter auf den Straßburger Großbaustellen oder der aufkommenden Industrie, die eine Elsässerin heiraten, stammen hingegen mehrheitlich aus den nahen Rheingebieten.

Auf den Karten Nr. 5 und Nr. 6 ist die Herkunft der Elsässerinnen abgebildet, die einen deutschen Einwanderer geheiratet haben. Es sind zwei Phasen zu unterscheiden, in denen sich insbesondere die Zahl der Straßburgerinnen verändert, die einen deutschen Einwanderer heiraten. Stammten zwischen 1871 und 1889 noch 55% der Elsässerinnen die einen Deutschen heirateten aus Straßburg, waren es zwischen 1890 und 1914 noch 40%. Dieser Rückgang ist insbesondere auf die zunehmende Verweigerungshaltung der Bourgeoisie und eines großen Teils des Mittelstandes zurückzuführen. Die eigenen Töchter sollten auf keinen Fall deutsche Einwanderer heiraten, die für die Belagerung von Paris im Sommer 1870 und die daraus resultierenden Folgen verantwortlich waren.

Quellen:

  • Registres d’état civil de la Ville de Strasbourg, surtout les registres des mariages
  • Statisticienne Mitteilungen über Elsass-Lothringen, 32 volumes, années 1871 à 1910. Série complète à la BNU
  • Statistisches Jahrbuch für Elsass-Lothringen (1907 à 1914, série incomplète)

Bibliografie:

  • UBERFILL François, La société strasbourgeoise entre France et Allemagne (1871-1924), Publication de la Société savante d’Alsace, 2001.
  • WAHL Alfred, « L’immigration allemande en Alsace-Lorraine (1871-1918). Un aperçu historique », Recherches Germaniques n° 3, 1973, p. 202-203.

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