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Von einer urbanen hin zu einer suburbanen Region: Die Entwicklung des Bevölkerungswachstums im Elsass zwischen 1950 und 2000

Eigenschaften

Autor und Institut Bernard Reitel
Historische Zeiträume Neuzeit
Themen Besiedlung - Demographie und Gesellschaft
CartographeJean-Philippe Droux, ARCHMIEDE, CNRS
SkalaAlsace
Entstehungsdatum2003
Datum der letzten Änderung2005
QuelleCarte originale
Diese Karte zitierenBernard Reitel, « Von einer urbanen hin zu einer suburbanen Region: Die Entwicklung des Bevölkerungswachstums im Elsass zwischen 1950 und 2000 », in Atlas historique d'Alsace, www.atlas.historique.alsace.uha.fr, Université de Haute Alsace, 2005

Erläuterungen zur Karte

Von einer urbanen hin zu einer suburbanen Region: Die Entwicklung des Bevölkerungswachstums im Elsass zwischen 1950 und 2000

Karte der Bevölkerungsdichte aus dem Jahr 1954

Diese Karte verschafft einen ersten Überblick über die unterschiedliche Besiedlung des Elsass im Jahr 1954. Die mittlere Bevölkerungsdichte beträgt 150 Bewohner pro Quadratkilometer, wobei dieser Durchschnittswert nur in wenigen und meist klar abgegrenzten Gebieten überschritten wird. Beispiele hierfür sind die kleinen und mittelgroßen Städte wie Schlettstadt/ Sélestat, Zabern/ Saverne und Gebweiler/ Guebwiller aber auch gewisse Orte in den von Industrie geprägten Täler wie Markirch/ Sainte-Marie-aux-Mines und Thur. Zwei etwas größere Regionen mit hoher Bevölkerungsdichte befinden sich in und rund um Straßburg und Mülhausen. Letztere schließt an das ‚Bassin Potassique’ und das Thurtal an. Wie auf der Karte zu erkennen ist, sind insgesamt die Flächen mit niedriger Bevölkerungsdichte – d.h. weniger als 50 Bewohner pro Quadratkilometer – nur wenig größer als die Gebiete, in welchen mehr als 50 Einwohner pro Quadratkilometer gezählt werden. Schwach besiedelte Regionen finden sich vornehmlich in den Vogesen sowie nördlich davon, dem Krummen Elsass/ Alsace Bossue und dem elsässischen Jura. Die am schwächsten besiedelte Region befindet sich in der Ebene entlang des Rheins zwischen Mülhausen und Colmar. Dieser Teil der Ebene galt wegen seines kieshaltigen und sandigen Bodens lange als wenig fruchtbar. Aus diesem Grund ist das Landschaftsbild geprägt vom Harthwald und einer geringen landwirtschaftlichen Dichte. Ebenfalls auf dieser Karte zu erkennen sind die Regionen mit einer hohen landwirtschaftlichen Dichte: das Sundgau, der Kochersberg sowie die Ebenen um Erstein und dem Region Outre-Forêt/ Hinterm Wald.

Karte der Bevölkerungsdichte aus dem Jahr 1999

Auf dieser Karte wird sichtbar, dass sich die Kontraste zwischen Gebieten mit hoher Bevölkerungsdichte und jenen mit niedriger Bevölkerungsdichte vergrößert haben. Die schwach besiedelte Ebene zwischen Mülhausen und Colmar hat sich in eine dicht besiedelte Region umgewandelt, wohingegen die bergigen Gebiete der Vogesen nach wie vor schwach besiedelt sind. In der Ebene haben sich die Zonen mit hoher Bevölkerungsdichte ausgedehnt und können in drei Gebiete unterteilt werden. Ein erstes Zentrum kann in Straßburg und Agglomeration ausgemacht werden, ein Gebiet, welches im Norden bis Hagenau und im Süden bis Benfeld reicht und welchem im Westen einen Teil des Kochersberges zugerechnet werden kann. Zudem fällt die dichte Besiedlung entlang der Nationalstraße RN 4 und der Autobahn A4 auf. Eine zweite Region mit hoher Bevölkerungsdichte kann rund um Colmar und Schlettstadt/ Sélestat ausgemacht werden, die sich bis nach Markirch/ Sainte-Marie-aux-Mines erstreckt. Die dritte Region mit hoher Bevölkerungsdichte liegt zwischen Gebweiler/ Guebwiller im Norden und Saint-Louis im Südosten und reicht bis in die großen Täler im Süden des Elass (Thur, Doller, Ill). Die Region erstreckt sich bis hin zur Grenze am Dreiländereck und schließt so an Basel an. Die drei dicht besiedelten Gebiete im Elsass sind jeweils durch dünn besiedelte Landstriche voneinander getrennt.

Ein Vergleich der Karten aus den Jahren 1954 und 1999 zeigt die Entwicklung hin zu einer dichten Besiedlung der elsässischen Ebene zwischen Basel und Hagenau. Die bergigen Regionen der Vogesen und des Krummen Elass/ Alsace bossue hingegen weisen nach wie vor eine niedrige Bevölkerungsdichte auf. Die Siedlungsstruktur der 1950er Jahren war noch von einer hohen Siedlungsdichte im ländlichen Gebiet geprägt, aus welchen sich später urbane Gebiete herausgebildet haben. Im Laufe der Zeit wanderten immer mehr Menschen aus den dicht besiedelten ländlichen Gebieten ab. Der Unterschied zwischen den ländlichen und den urbanen Gebieten wurde dadurch immer unwichtiger. Die Entwicklung ging hin zu einer dichten Besiedlung in den Städten und entlang der wichtigsten Straßen, inklusive der wichtigen Verbindungsstraßen zwischen den Vororten. Die Gebiete, welche dicht besiedelt sind, liegen heute alle in den größtenteils urban und nicht mehr in den ländlich geprägten Teilen des Elsass.

Karte der Bevölkerungsentwicklung zwischen 1954 und 1999

Karten, auf welchen Entwicklungen abgebildet sind, liegen Bevölkerungsentwicklungs-Indizes einer bestimmten Zeitspanne zugrunde. Diese Abbildungen machen so die demografischen Dynamiken der Region sichtbar. In der Zeitspanne zwischen 1954 und 1999 sind die höchsten Indizes der Region in den wichtigen Agglomerationen zu finden. Sie liegen jeweils halbkreisförmig rund um Straßburg, zwischen Colmar und dem Rhein sowie im Osten von Mülhausen. Hohe Indizes der Bevölkerungsentwicklung sind demnach in Gemeinden rund um die Städte zu finden, in den Vorstädten genau so wie in den Ausläufern der ländlichen Gebiete. Sinkende Werte liegen insbesondere auf dem Gebiet der Vogesen vor. Einige entsprechen den oben genannten Räumen mit niedriger Bevölkerungsdichte wie beispielsweise der Norden der Vogesen, das Krumme Elsass (Alsace Bossue) sowie der elsässische Jura. Aber auch in den industrialisierten Tälern (Markirch/ Sainte-Marie-aux Mines, oberes Breusch-Tal / Haute vallée de la Bruche, Thur, Doller) sind zum Teil abnehmende Werte der Bevölkerungsentwicklungs-Indizes auszumachen.

Karte der Bevölkerungsentwicklung zwischen 1975 und 1999

In der Zeitspanne zwischen 1975 und 1999 sind die höchsten Zuwachsraten in den ländlichen Gemeinden zu beobachten, die 10 bis 25 km von den urbanen Zentren entfernt liegen. Das spektakulärste Beispiel stellt das Bevölkerungswachstum im Umkreis von Straßburg dar. Die Stadt ist von einer ringförmigen, etwa 30 bis 40 km breiten Wachstumszone umgeben, Außerhalb dieser Zone sind Gebiete mit stagnierendem oder rückgängigem Wachstum zu beobachten. Diese Gebiete sind sowohl im Norden (Wörth, Bad Niederbronn/ Niederbronn-les-Bains) als auch im Westen (Krummes Elsass/ Alsace Bossue) und in den Vogesen im Südwesten zu finden. Die Region Outre-Forêt/ Hinterm Wald ist nicht vom Rückgang der Bevölkerungszahlen betroffen, sondern hat Wachstum zu verzeichnen –wenn auch nur ein schwaches. Der Grund dafür ist in der Nähe zu den badischen Nachbarstädten Karlsruhe, Baden-Baden und Rastatt zu suchen, welche bezüglich Arbeitsplatzsuche neue Perspektiven eröffnen. Im südlichen Elsass sind die Gebiete mit hohen Wachstumsraten  jeweils zwischen den urbanen Zentren zu finden. Zwischen Colmar und Freiburg (höchster Wert um Neubreisach/ Neuf-Brisach), zwischen Colmar und Mülhausen (Ensisheim), zwischen Mülhausen und Basel (Sierentz) sowie zwischen Mülhausen und Belfort (Burnhaupt). Gebiete, die wenig Wachstum verzeichnen, liegen in den Stadtzentren (Colmar oder Mülhausen), den höher gelegenen Teilen der Täler (Markirch/ Sainte-Marie-aux-Mines sowie weitere im Thurtal und Dollertal/ Vallée de la Doller). Ebenfalls ein schwaches Wachstum verzeichnet der elsässische Jura sowie das Gebiet um Ottmarsheim.

Die untersuchte Zeitspanne fällt mit der Phase der Suburbanisierung in den 1970er Jahren zusammen, welche die ländlichen Gemeinden rund um die wichtigsten Agglomerationen veränderte. Die Suburbanisierung drang immer weiter in die ländlichen Gemeinden vor, die weit entfernt vom eigentlichen urbanen Zentrum lagen, bis dass sich das Phänomen schließlich auf das gesamte Gebiet des Elsass ausgeweitet hatte. Es ist zu beobachten, dass die ländlichen Gemeinden an Attraktivität gewonnen, die großen Städte deren eingebüsst haben. Die Arbeitsplätze wiederum sind nach wie vor in den Agglomerationen konzentriert. Diese Ungleichverteilung der Wohnorte und der Arbeitsplätze führt zu einem hohen Pendelverkehr in der Region. 

Methodische Bemerkung

Diesen thematischen Karten liegen statistische Daten des INSEE (Nationales Amt für

Statistik Frankreichs) zugrunde, welche mit Hilfe der Software „Cartes&données“ aufgearbeitet wurden. Die gewählten Methoden „Gitternetz“ und „Glättung“ werden nun näher erläutert:

Methode des Gitternetzes: Bei dieser Methode wird ein gleichmäßiges Gitternetz hinter die Abbildung eines Gebietes gelegt, welches aus unterschiedlich großen räumlichen Einheiten besteht. Der durch das Gitternetz homogene Hintergrund der Karte ermöglicht die Entfernung störender Elemente (die sich aus den sehr unterschiedlich großen räumlichen Einheiten ergibt). Jedes Feld, welches vom Gitternetz gebildet wird, nimmt den Wert der zugrunde liegenden räumlichen Einheit an. Sind in einem Feld zwei verschiedene räumliche Einheiten vorhanden, bestimmt diejenige mit dem höheren Anteil den Wert. Der Anteil einer Fläche muss dabei mindestens 30% betragen. Dieser Schwellenwert verhindert komplizierte Berechnungen, wenn in einem Feld mehr als zwei räumliche Einheiten auftauchen und die einzelnen Anteile nur eine sehr kleine Fläche bedecken. Auf den abgebildeten Karten wurde der Schwellenwert bei 30% angesetzt. Sind in einem Feld also zwei verschiedene räumliche Einheiten A und B vorhanden, wird bei einer Verteilung von 40% A und 60% B der Wert des Feldes folgendermaßen berechnet: Vx = 0,40 x Va + 0,60 x Vb. Beträgt die Oberfläche von A aber beispielsweise weniger als 30% und die von B mehr als 70%, nimmt das Feld den Wert von B an.

Auf der Karte zur Bevölkerungsdichte aus dem Jahr 1954, sind beide räumlichen Aufteilungen zu erkennen. Zum einen die klassische Aufteilung des Raumes nach Gemeinden und zum anderen die Aufteilung anhand der oben beschriebenen Gitternetzmethode.

Methode der Glättung/ Angleichung: Diese Methode ermöglicht die Darstellung von Trends, indem die extremen Werte herausgerechnet werden. Ziel dieser Methode ist es, Details wegzulassen und dafür eine globale Betrachtung anzuregen. Für jede räumliche Einheit werden die Werte aller Nachbareinheiten sowie der Referenzeinheit addiert. Anschließend wird der Durchschnitt dieser addierten Werte errechnet und den Referenzeinheiten zugeteilt. Die Berechnung erfolgt für jede einzelne räumliche Einheit. Im Fall eines Kartenhintergrundes in Form eines Gitternetzes kann der Grad der Angleichung sehr unterschiedlich sein. Wir haben uns für das Niveau 1 entschieden. Dies bedeutet, dass der Wert der räumlichen Einheit der Durchschnitt von neun Feldern entspricht. Diese neun Felder setzen sich zusammen aus dem Ausgangsfeld sowie seinen acht Nachbarfeldern. 


Übersetzung: Karin Casanova

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