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Die Metallindustrie im Elsass um 1840

Eigenschaften

Autor und Institut Nicolas Stoskopf, UHA (CRESAT)
Historische Zeiträume Neuzeit
Themen Handwerk und Industrie
CartographeC. Wisniewski, J. P. Droux, AHA
SkalaAlsace
Entstehungsdatum2010
Datum der letzten Änderung2011
QuelleCarte originale
Diese Karte zitierenNicolas Stoskopf, « Die Metallindustrie im Elsass um 1840 », in Atlas historique d'Alsace, www.atlas.historique.alsace.uha.fr, Université de Haute Alsace, 2011

Erläuterungen zur Karte

Die Metallindustrie im Elsass um 1840

Die Metallindustrie des 19.Jh. war der vorläufige Höhepunkt einer lange währenden Tradition der Metallverarbeitung im Elsass. Die Schmiede in Jägerthal in der Gemeinde Windstein ganz im Norden des Elsass wurde bereits 1602 in Betrieb genommen. Ebenfalls im 17.Jh. errichtet wurden die Schmieden in Belfort, Grandvillars, Châtenois/Kestenholz und Lucelle/Lützel. Ab dem 18. Jh. wurde an zwei Standorten zwei große Eisenwerke errichtet. Philippe-Michel Anthès (1640-1733) leitete die Schmieden und den Rohstoff liefernden Tagebau in der Region Belfort und im Vallée de Masevaux/Masmünstertal. Die inzwischen in den Adelsstand erhobene Familie d’Anthès führte das Unternehmen in zweiter und dritter Generation weiter. Jean-Henri (1670-1733) und Jean-Philippe d’Anthès (1699-1760), Sohn und Enkel des Firmengründers Philippe-Michel verhalfen dem Unternehmen nach diversen Rückschlägen zu neuer Blüte. In der vierten Generation jedoch musste die d’Anthès-Dynastie herbe Verluste einstecken und das Geschäft einstellen.

Besser erging es der Konkurrenz am anderen Ende der Provinz: Jean de Dietrich (1719-1795), ein 1761 in den Adelsstand erhobener Enkel des Firmengründers Dietrich, baute in der Zeit gleich mehrere neue Fabriken auf, etwa in Zinswiller/Zinsweiler, Reichshoffen und Niederbronn. Am Vorabend der Revolution war die Firma de Dietrich die erste mit über 900 Beschäftigten. Allein in den Schmieden arbeiteten 170 Angestellte, die restlichen verteilen sich auf die Berufe Bergarbeiter, Holzfäller, Köhler und Fahrer.

In der nationalen Industrie-Statistik aus der Zeit der Julimonarchie wird sichtbar, dass die Schmieden im Elsass nach der Revolution nur noch von marginaler Bedeutung waren. Eine Ausnahme stellte die Firma de Dietrich dar. Unter der Leitung von Amélie de Berckheim (1776-1855) und ihren Söhnen wurde die in der Revolution zu Schaden gekommenen Fabriken wieder aufgebaut. Neben der Firma de Dietrich hatten insbesondere solche Unternehmen die Revolution überstanden, die das Sortiment ihrer Fabrikate diversifiziert hatten. Als Beispiele sind hier die beiden Unternehmer Jean-Baptiste Migeon (1768-1845) oder Juvénal Viellard (1803-1886) zu nennen. Diese entschlossen sich, sich auf die Produktion von kleineren Eisenwaren (z.B. Schrauben) zu spezialisieren, genauso wie die benachbarte Familie Japy in Beaucourt, deren Fabriken sich vornehmlich in der Franche-Comté befanden. Als weiteres Beispiel sind die Brüder Coulaux zu nennen, die sich auf die Waffenproduktion spezialisierten und zu Beginn des 19.Jh. in der Blankwaffen-Manufaktur in Klingenthal beschäftigt waren. Jacques und Julien Coulaux bauten in der Folge rund um Molsheim ein großes Unternehmen auf, welches zum einen Gewehre und zum anderen Werkzeuge und Eisenwaren herstellte. Letztere wurden übrigens „Articles de Remscheid“ genannt und waren von der seit 1837 in Monswiller/Monsweiler niedergelassenen Familie Goldberg eingeführt worden.

Die wichtigsten Errungenschaften der Industrialisierung in der ersten Hälfte des 19. Jh. sind aber zweifelsohne die Erfindungen im Bereiche des Maschinenbaus. Die technischen Fortschritte führten insbesondere in der Textilindustrie sowie beim Bau von Dampfmaschinen und Turbinen zur Verbesserung der Produktionsabläufe. Auch die Entwicklung der ersten Lokomotiven nach der Einweihung der Eisenbahnlinie zwischen Mulhouse und Thann im Jahr 1839 wäre ohne die technischen Neuerungen nicht denkbar gewesen. 

Pionierarbeit leisteten auf dem Gebiet des Maschinenbaus die Gebrüder Risler aus Cernay/Sennheim, deren 1817 gegründetes Unternehmen jedoch bereits 1828 wieder geschlossen werden musste. Besser erging es den Unternehmen die sich in unmittelbarer Nähe ihrer Kunden in Mulhouse/Mülhausen, Guebwiller/Gebweiler und Thann niedergelassen hatten. Als mitarbeiterstärkste und bekannteste Firmen sind hier die Nicolas Schlumberger&Cie in Guebwiller und die André Koechlin&Cie in Mulhouse zu nennen. Das in Graffenstaden im Departement Bas-Rhin/ Unterelsass niedergelassene „Etablissement de construction mécanique de Strasbourg“ spielt zu diesem Zeitpunkt noch keine wichtige Rolle. Dies sollte sich nach der Fusion mit der André Koechlin&Cie im Jahr 1872 und der Umbenennung der Firma in SACM (Société Alsacienne de Constructions Mécaniques) ändern.

Ein Blick auf die Karte zeigt, dass sich die Metallindustrie dort niederließ, wo zwei Kriterien erfüllt waren. Ein erstes war die Nähe zum Wald, in welchem das nötige Brennmaterial gewonnen werden konnte. Als zweites Kriterium für die Niederlassung der Metallindustrie kann die Verfügbarkeit von hydraulischer Antriebskraft ausgemacht werden, wie sie in der immer wichtiger werdenden Großindustrie gebraucht wurde. Gebiete, auf die beide Kriterien zutrafen und so zu attraktiven Standorten für die Metallindustrie im Elsass wurden, waren die Täler und Ausläufer der Vogesen sowie die großen Industriezentren im Haut-Rhin/ Oberelsass. Als Ausnahme ist Sélestat/Schlettstadt zu nennen, wo die Metallindustrie die für die Herstellung von Papier nötigen feinen Metallgitter produzierte. In der zwischen 1839 und 1845 erhobenen Industriestatistik („Enquête industrielle“) wurden die beiden wichtigsten in Sélestat/Schlettstadt produzierenden Unternehmen nicht erwähnt.

Quelle:

  • Enquête industrielle de 1839-1845, Statistique générale de la France, 1ère série, volume 7, Paris, Imprimerie nationale, 1847, p. 130-149.

Bibliografie:

  • SCHMITT (Jean-Marie), Aux origines de la révolution industrielle en Alsace, Strasbourg, Istra, 1980
  • HAU (Michel), L’Industrialisation de l’Alsace (1803-1939), Strasbourg, Presses universitaires de Strasbourg, 1987
  • STOSKOPF (Nicolas), Les Patrons du Second Empire, vol. 4, Alsace, Paris, Picard-Cénomane, 1994
  • HAU (Michel), La Maison De Dietrich de 1684 à nos jours, Strasbourg, Oberlin, 1998
  • HAU (Michel) et STOSKOPF (Nicolas), Les Dynasties alsaciennes du XVIIe siècle à nos  jours, Paris, Perrin, 2005
  • VITOUX (Marie-Claire) (dir.), SACM, quelle belle histoire !, Strasbourg, La Nuée Bleue, 2007.

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